Behandlung

Die Behandlung der Depression

Die Behandlung einer Depression berücksichtigt die Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass die Störung entstanden ist und aufrechterhalten wird. Wichtig ist, dass sowohl die Aktivitäten, die Gedanken und die Stimmung im Zusammenhang analysiert und bearbeitet werden.

Der Ablauf ist dabei grob der folgende:

  • Individuelle Faktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Depression erarbeiten
  • Ziele festlegen: Was möchte ich in der Therapie erreichen?
  • Selbstbeobachtungen zum Stimmungsverlauf
  • Aktivitäten aufbauen
  • Depressive Gedanken analysieren und hinterfragen
  • Arbeit an den Hintergründen der Störung

Je nach den Faktoren, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung der Depression beteiligt sind, ist eine individuelle Behandlung notwendig.

Die Behandlung der Depression erfolgt in steter Absprache mit den Patient*innen und wird im Rahmen der biografisch-systemischen Verhaltenstherapie als eine zwei-strangige Therapie geplant. Dies bedeutet zum einen die Arbeit am Symptom der Depression selber, zum anderen die Therapie am Symptomhintergrund, d.h. an den Faktoren, die schon vor Ausbruch der Depression "den Boden für diese bereitet haben".

Wie läuft die Behandlung einer Depression konkret ab?

  1. Therapeut*in und Patient*in arbeiten gemeinsam die Faktoren heraus, die zur Entstehung der Depression beigetragen haben und welche sie aufrechterhalten. Das Ergebnis ist ein individuelles Erklärungsmodell. Hieraus werden sowohl die Therapieziele für die Arbeit an der Depression selber als auch die Ziele, welche sich auf den Hintergrund der Störung beziehen, abgeleitet.
  2. Im Vordergrund steht nun zunächst die Arbeit an der Depression selber. Hierfür ist es wichtig, sich anhand eigener Situationen und Selbstbeobachtungen zu verdeutlichen, welche Aktivitäten mit depressiver Stimmung einhergehen und welche Aktivitäten zu einer (zumindest minimal) besseren Stimmung führen. Aus diesen Situationen kann dann ein individueller Teufelskreis der Depression erarbeitet werden.
  3. Da bekannt ist, dass Vermeidung von Aktivitäten die depressive Stimmung verstärkt, können die bisher gemachten Beobachtungen nun dazu genutzt werden, gezielt vernachlässigte Aktivitäten wieder aufzubauen. Bei diesem Schritt können viele Zweifel entstehen: "Schaffe ich das? Ich hab keinen Antrieb dazu. Ich habe auch keine Lust auf diese Aktivitäten. Sie werden mir keine Freude bereiten." Dies ist ein typisches Symptom, über dass man sich an dieser Stelle keine Sorgen machen muss – in steter Absprache mit dem*r Therapeut*in werden die Aktivitäten langsam gesteigert und man kann wie ein*e "Forscher*in in eigener Sache" beobachten, wie sich de Stimmung verändert.
    → Der Aufbau von Aktivitäten ist von großer Bedeutung bei der Behandlung von Depressionen.
  4. Wenn Sie sich an den Teufelskreis der Depression erinnern, haben neben den Aktivitäten auch die eigenen Gedanken entscheidenden Einfluss auf die Depression.In einem weiteren Therapieschritt soll man also lernen, die eigenen depressiv getönten Gedanken zu beobachten. Es geht darum zu lernen, diesen Gedanken nicht mehr "blind zu vertrauen", sondern die Gedanken mit bestimmten Methoden gezielt zu überprüfen. Stellen Sie sich Gedanken, Gefühle und Verhalten als ein Netz vor, in welchem alle Teile wechselseitig miteinander verbunden sind. Wenn Sie nun einen Teil des Netzes (z.B. die Gedanken) verändern (an dieser Ecke des Netzes "ziehen"), dann verändern Sie dadurch auch die anderen Teile des Netzes. So schlecht sich Gefühle direkt an- oder ausschalten lassen: hierdurch können Sie Ihre Gefühle indirekt beeinflussen.Hierzu braucht es vor allem Geduld, Hartnäckigkeit und die Bereitschaft, sich immer wieder mit den eigenen Denk- und Verhaltensweisen zu konfrontieren. Der*die Therapeut*in unterstützt den*die Patient*in und hilft, individuelle Wege finden, Verhaltens- und Denkweisen langfristig zu verändern.
    → Entscheidend bei der Behandlung von Depressionen ist auch die Überprüfung eigener depressiver Gedanken.
  5. Neben der Arbeit am Symptom wird im Rahmen der biografisch-systemischen Therapie eine Arbeit am Hintergrund der Symptomatik erforderlich sein. Hierbei geht es um die Herausarbeitung persönlichee lebensgeschichtlichee Ursachen der aktuellen depressiven Störung. Dies können z.B. Merkmale einer Person sein, die sie für eine Depression empfänglich gemacht haben (z.B. ein niedriges Selbstwertgefühl, eine hohe Anspruchshaltung an sich, das Nichterkennen eigener Bedürfnisse, Schwierigkeiten, Gefühle wahrzunehmen und zu unterscheiden etc.). Das können aber auch fest verankerte Glaubenssätze über sich und die Umwelt sein (etwa in der Art wie "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", "Wer rastet, der rostet." etc.). Vielleicht stellt es sich auch heraus, dass bestimmte zwischenmenschliche Fertigkeiten (z.B. Konfliktfähigkeit, Abgrenzungsfähigkeit, die Fähigkeit, die Perspektive eines anderen zu übernehmen etc.) verbessert werden sollten, um selbstfürsorglicher mit sich umgehen zu können. Gerade bei Menschen mit wiederkehrenden Depressionen ist es wichtig, diese Fertigkeiten zu berücksichtigen.Je nachdem, welche "Mosaiksteine" mitverantwortlich für die Depression sind, kann an diesen Faktoren individuell gearbeitet werden.

Diese zweistrangige Therapie nach biografisch-systemischen Gesichtspunkten erfordert eine stetige Reflexion des Therapieverlaufes, um möglichen "Stolpersteinen" und "Therapiehindernissen" möglichst frühzeitig begegnen zu können. Daher wird ein*e Therapeut*in in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit dem*r Patient*in den jeweils aktuellen Stand der Zielerreichung (Wo stehen wir in Bezug auf die Symptom- und Hintergrundziele?) überprüfen.

Wie sinnvoll ist eine medikamentöse Behandlung?

Bei schwereren Depressionen kann es Sinn machen, zusätzlich zu einer Verhaltenstherapie eine medikamentöse Behandlung einzuleiten.

Als Medikamente werden zumeist sogenannte "Selektive Serotonin- Wiederaufnahmehemmer" (SSRI) oder "Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer" (SNRI) gegeben. Diese Medikamente greifen in den Stoffwechsel der Gehirnbotenstoffe Serotonin und Noradrenalin ein, welcher in einer Depression gestört ist.

Die Wirkung der Medikamente setzt frühestens nach 2-3 Wochen ein, häufig wird zunächst durch die Medikamente der Antrieb gesteigert. Wichtig ist es, die Medikamente kontinuierlich einzunehmen (nicht etwa nur "bei Bedarf") und die Medikation für einen gewissen Zeitraum (z.B. 1 Jahr) beizubehalten.

Hierzu ist es entscheidend, eine*n Facharzt*ärztin aufzusuchen, der*die Beratung bezüglich des genauen Präparats und der Dosierung anbietet. Im Falle einer schwereren Depression können, wenn der*die Patient*in zustimmt, Therapeut*in und behandelnde*r Facharzt*ärztin Kontakt herstellen und eine kombinierte Behandlung anstreben.